Michl Herberstein im Kandinsky, Text von Leo Hemetsberger

zu Michl Herberstein im Kandinsky

Über den schweren Umweg der Bildhauerei hat der Künstler Michl Herberstein zu den Bildern gefunden. Oft ist es wichtig, das Nahe zu entfernen um sich aus der Ferne dem Gewohnten neu zu nähern.

Sein Weg führte aus seiner Vergangenheit als Zeichner und Grafikdesigner zu Holz und Stein, an dem er Jahre abgearbeitet hat. Diese greifbaren Ergebnisse zeigten, was für ihn wichtig ist, das Schauen, das Finden und das Spüren.

Eine unfreiwillige Unterbrechung seiner Tätigkeit, wer weiß, denn im ersten Moment wozu das gut sein würde, bringt eine radikale Abkehr von der Skulptur. Aber das Feuer seiner künstlerischen Expression brennt weiter, sucht sich ein neues Medium, will sich äußern und findet in der Malerei ein neue Form.

Alle Energie und Dynamik, die sonst mit Meißel und Hammer das Bild der Skulptur aus dem Vollen zwangen, fließt jetzt durch den filigranen Pinsel in Acryl auf die Leinwand.

Die Themen: Raum, Räumlichkeit, Naturformen in ihrer komplexen Entfaltung, reduziert auf die Klarheit der Formen. So ist diese Transformation ein in den Grund gehen, was gewohnt dreidimensional erfasst werden konnte, entzieht sich jetzt in die zweite Dimension und fordert vom Eindruck ausgehend ein sich Hineinbegeben in jene Welt, die für den Künstler auch eine ganz Neue wurde, die der Farben.

Der pointilistische Duktus leitet sich direkt vom bildhauerischen Arbeiten her, viele kleine Punkte und Striche entsprechen den unfassbar vielen kleinen Schlägen, die er sonst brauchte, um über diese kontrollierten Kraftentäußerungen etwas aus sich zu setzen.

Er beschreibt es als meditatives Erlebnis, das auch mit vielen Gedanken verbunden ist, denn das Fokussieren bringt sie in ihrer Klarheit hervor. Ob mit Plan oder intuitiv frei, immer ist es Hand und Auge, die er führen lässt um das Schöne der Natur und den Reichtum des Lebendigen sichtbar zu machen, der defokussierte Blick des Betrachters führt in die innere Sphäre, es fängt an sich zu bewegen, pulsiert, atmet, will berührt werden wie früher der Stein.

Diese Phase seines künstlerischen Schaffens dokumentiert eine Entfesselung, die Arbeiten sind farblich bewusst intensiv laut und stark geworden, ohne Rücksicht. So hat er endlich die Farbe für sich gewonnen.

Seine gewohnte Ausdauer und Genauigkeit in dem neuen Medium zu bewahren, war ihm bei diesem neuen Zugang wichtig. Alle gewählten Formen weisen auf seinen inneren Rhythmus hin, der sein Leben als Künstler ist, die Musik ist ihm Muse und Ausdrucksform zugleich, ob als regelmäßiger Schlag, Strich oder Ton, alles kreist um seine innere Harmonie, die zyklische Bewegung strebt dort hin, worin Anfang und Ende eins sind.

Dr. Leo Hemetsberger, philprax ©

Zu den Bildern 

https://michlherberstein.com/arbeiten/binsel/